Bei der Veranstaltung des Ortsverein Innenstadt-Nord „70 Jahre UN-Menschenrechtscharta – Was gilt heute noch?“ konnten sich Gäste und SPD-Mitglieder über die globale Menschenrechtslage informieren. Als Gastreferent war Christoph Strässer eingeladen. Der ehemalige Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung und Bundestagsabgeordneter a.D. teilte zahlreiche Anekdoten mit dem gespannten Publikum.
Mit Berichten aus seiner aktiven Zeit hat er das Spannungsfeld zwischen Achtung der Menschenrechte versus Wirtschaftsinteressen von Regierungen klar skizzieren können. Das der russische Außenminister Lawrow ihm einst entgegnete, Strässer könne mit ihm über alles reden, nur nicht über Menschenrechte, zeige wiederum, wie komplex und schwierig eine Annäherung in diesen Fragen sei. Die Diskrepanz, die in den einzelnen Ländern im Bezug auf elementare Menschenrechte bestehe, verkompliziere die gute Sache zusätzlich.
Oftmals würden kulturelle Gründe für den aus westlicher Sicht nicht hinnehmbaren Umgang mit Menschen genannt. Beispielsweise sagten chinesische Delegierte zu Strässer: Wenn sie heute in China die Todesstrafe abschaffen würden, gingen mit hoher Wahrscheinlichkeit in einigen Regionen etliche Menschen auf die Straßen, um gegen die Abschaffung zu protestieren. Die Zivilgesellschaft sei noch nicht soweit, sie müsse sich wie in Europa langsam und stetig entwickeln. Deshalb der Appell von Strässer an die SPD-Führung: „Menschenrechtsverteidiger in den jeweiligen Ländern zu unterstützen und zivile Institutionen zu stärken.“
In der anschließenden Diskussionsrunde kamen Fragen zu wichtigen Organisationen auf. Die Teilnehmer haben eine Menge Neues über die UNO, den Europarat oder das Deutsche Institut für Menschenrechte erfahren. Ein rundum gelungener Abend, an dem die Gäste bestens informiert nach Hause gingen.
Canan Dogan